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Frauen in der Gesellschaft

14.2.2025

Gottesdienstreihe zur Wahl macht zum Thema „Geschlechtergerechtigkeit“ Station in Neheimer Christuskirche

Petra Blesel, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Arnsberg, und Pfarrer Dr. Udo Arnoldi aus der Evangelischen Kirchengemeinde Neheim tauschten im Gottesdienst unter dem Thema „#bundestagswahl2025“ ihre Positionen und Gedanken zur Geschlechtergerechtigkeit aus.(Fotos: Frank Albrecht)
Petra Blesel, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Arnsberg, und Pfarrer Dr. Udo Arnoldi aus der Evangelischen Kirchengemeinde Neheim tauschten im Gottesdienst unter dem Thema „#bundestagswahl2025“ ihre Positionen und Gedanken zur Geschlechtergerechtigkeit aus.(Fotos: Frank Albrecht)

 

Von Frank Albrecht

 

Neheim. Wie ist es in unserer Gesellschaft bestellt um die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau? Und – welche Positionen sind dazu in der Bibel zu finden? Die Gottesdienstreihe „Du hast die Wahl!“ des Evangelischen Kirchenkreises Soest-Arnsberg machte jetzt Station in der Neheimer Christuskirche. Pfarrer Dr. Udo Arnoldi und die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Arnsberg, Petra Blesel, selbst Mitglied der Evangelischen Kirche, tauschten in einem Abendmalgottesdienst vor zahlreichen Gemeindemitgliedern ihre Positionen dazu aus.

 

„Es geht um die Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern“, begrüßte Pfarrer Arnoldi seine Gemeinde sowie die Gäste, unter ihnen die heimische Europaabgeordnete Birgit Sippel. Zur Lesung aus dem Buch Prediger leitete er in das Thema ein. „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist, steht in der Bibel“, so Arnoldi. Es sei stets besser zu zweit als allein, auch wenn die Versuchung groß sei, alleine im Leben unterwegs zu sein. Ob beim Hinfallen oder in Zeiten der Kälte – das Leben zu zweit und in Gemeinschaft sei besser. „Deshalb haben sich christliche Gemeinden stets um Witwen und Waisen gekümmert“, erinnerte Pfarrer Arnoldi. Wenn auch das Single-Leben in der Gesellschaft immer beliebter werde, so sei es doch schön, wenn zwei Menschen sich zusammen finden. „Das ist gut für die Ehe und jede andere Form des Zusammenlebens“, bekannte Arnoldi im Gottesdienst.

 

Anstelle einer Predigt im „herkömmlichen Stil“ tauschten sich in der Folge Petra Blesel und Pfarrer Arnoldi mit ihren Gedanken zum Thema des Gottesdienstes am Pult aus. „Was braucht eigentlich ein erfülltes Leben?“, fragte die Gleichstellungsbeauftragte in der Kirche und lieferte die Antwort gleich hinterher: Es brauche vertraute Menschen, gleich jeder Herkunfts oder Geschlechts. Das Machtstreben in Beziehungen sei jedoch ein schlechter Begleiter, wenn es um Verständnis und Zweisamkeit gehe. Der Gemeinde lieferte Petra Blesel bedrückende Zahlen zur Gewalt in Beziehungen, die häufig Verletzungen oder sogar Tod zur Folge hätten. „Die Menschen schaffen es nicht, aufeinander zu achten“, beklagte sie. „Gewalt gegen Frauen ist überall – wir aber müssen hinschauen und helfen!“

 

Mit dem gemeinsamen Lied „Einander brauchen“ und der Lesung aus dem Brief des Apostel Paulus läutete Pfarrer Arnoldi die zweite Runde mit Positionen zum Thema ein. „Glaube und Taufe geben Menschen eine neue Identität“, so der Pfarrer, „und jeder Mensch ist willkommen. Wir sind alle Kinder Gottes.“ Dr. Udo Arnoldi schränkte die Aussage mit einem „so sollte es sein“ aber wieder ein und stellte der Gemeinde die Frage, ob die Kirche dem auch gerecht werde. Und beim Blick in die jüngere Geschichte der Evangelischen Kirche bekannte Pfarrer Arnoldi, dass Frauen lange Zeit in der Kirche keine Dienste übernehmen durften und es auch für die Akzeptanz von gleichgeschlechtlich orientieren Geistlichen lange gebraucht habe. Inzwischen – so Dr. Arnoldi – habe sich die Präsenz von Frauen in der Kirche verbessert: Von elf Mitgliedern im Presbyterium seien sieben weiblich und auch bei den Angestellten in der Gemeinde gebe es mehr Frauen als Männer.

 

„Wir sind alle Kinder Gottes – so sagt es auch das Grundgesetz“, beschrieb anschließend Petra Blesel in ihrem Part. Und, dass sie dankbar sei, in so einem Staat leben zu dürfen. Wenngleich mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland weiblich sei, so spiegle sich das aber noch längst nicht in allen Bereichen der Gesellschaft wider, erklärte Blesel. Der Anteil von Frauen in der Politik liege im Bundesdurchschnitt nur bei 30 Prozent und in Arnsberg sogar noch darunter. Auch dass es mehr Frauen mit einer Hochschulausbildung gebe, haben die alten Denkmuster mit Blick auf eine Zuschreibung von Rollen auf die Geschlechter noch nicht vollständig verändern können.

 

„Wir haben aber die Wahl, wie wir miteinander umgehen wollen“, so Petra Blesel. Lieben könne nur, wer sich selber auch geliebt fühle. Die Verteilung von Armut in der Gesellschaft spreche aber nicht dafür, sagte die Gleichstellungsbeauftragte. So sei die Armut in Deutschland vor allem weiblich, und auch bei den Rentenansprüchen müssten die Frauen häufig zurückstecken. „Von den alleinerziehenden Familien gelten 41 Prozent als arm“, beschrieb Petra Blesel. Und das mache sie besonders betroffen, wo Mütter doch stets alles für ihre Kinder geben würden. „Die Rahmenbedingungen sind schwierig“, erklärte Blesel, „aber sie sind zu optimieren!“

 

In den Fürbitten zum Thema stand die Zweisamkeit gegenüber der Einsamkeit im Mittelpunkt. Und zusammen mit der Gemeinde wurde für die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Beziehungen in Kirche und Gesellschaft gebetet und der Wunsch zu dauerhaften Beziehungen hervorgehoben, der über das Verliebtsein hinausgehe. Mit dem gemeinsamen Abendmahl und vielen Gedanken zum Thema wurde die Gemeinde schließlich in den Sonntag entlassen.

 

Hintergrund:

 

Insgesamt sieben Gottesdienste zur „#bundestagswahl2025“ füllten die Reihe des Evangelischen Kirchenkreises Soest-Arnsberg. Noch bis zum Bundestagswahl haben und hatten weitere Gottesdienste in Ense, Neuengeseke und Soest die Themen „Sozialer Zusammenhalt“, „Krieg und Frieden“ sowie „Wirtschaft“ zum Inhalt.

 

Pfarrer Dr. Udo Arnoldi bekannte im Gottesdienst, dass alle Formen von Beziehungen zwischen Menschen vor Gott akzeptiert werden müssten.
Pfarrer Dr. Udo Arnoldi bekannte im Gottesdienst, dass alle Formen von Beziehungen zwischen Menschen vor Gott akzeptiert werden müssten.