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Vom Beiern in Westfalen
21.2.2025
Kurt Hilgenstein dreht zwei Filme über alte Tradition

Von Klaus Bunte
Soest/Westönnen. – „Es beiert: Günter Bönner“, steht im Vorspann in geschwungenen Buchstaben. Und wie er es beiern lässt. Der Mann, der hier „dem Heiligen Bimbam seine Ehre erweist“, ist der Küster der Paulikirche, hat eben noch einige Schraubzwingen an den schweren Klöppeln der Glocken angebracht, eine Sekunde später sitzt er bereits da, bedient über vier Ketten, die an den Schraubzwingen befestigt sind, die Glocken der Petrikirche, schlägt sie abwechselnd in verschiedenen Stärken an – mit beiden Händen und Füßen, plus einem dicken Ohrenschützer auf dem Kopf.
Beiern, das ist nicht etwa eine veraltete oder gar falsche Schreibweise für das Alpenvolk nördlich der deutsch-österreichischen Grenze. Der Begriff leitet sich aus dem Alt-Französischen ab, „baier“ bedeutet dort „Bellen“ oder „Anschlagen“, somit muss Bönner beim Beiern auch keine Krachlederhose tragen, sondern besser einen Blaumann, denn er hält sich dazu an einem Ort auf, an den sich nie ein Staubsauger verirrt, im Glockenstuhl einer Kirche. Denn der Begriff steht für das manuelle Anschlagen von Kirchenglocken, um auf diese Weise Melodien zu erzeugen. Natürlich kann man nur einige wenige Töne spielen, abhängig von der Anzahl der vorhandenen Glocken.
Dass der Zuschauer und Zuhörer ohne Gehörschutz auskommt, dass er ihm dazu nicht einmal die steilen und engen Treppen hinauf in den Glockenturm folgen muss, liegt daran, dass er ihm nicht live beiwohnt. Das hat Kurt Hilgenstein für ihn übernommen. Der passionierte Soester Dokumentarfilmer hat ihn mit seiner Kamera hinauf in den Turm begleitet, hat zusätzliche Ansichten der Kirche gedreht, die Annette Scheideler in der Nachbearbeitung hineingeschnitten hat. Der Film kommt völlig ohne Worte aus, Hilgenstein und Bönner lassen im Prinzip die Glocken sprechen.
Nun hatte der Film Premiere im Petrushaus, und es war gleiche eine doppelte Uraufführung. Es gibt zwei Filme: Einen von 17 Minuten, in dem Bönner in den Soester Kirchen St. Petri und St. Pauli spielt, und einen zweiten, den er in St. Cäcilia in Westönnen gedreht hat. Der mag zwei Minuten länger sein, aber dafür beiern hier gleich drei Leute, neben Bönner noch Sebastian Schlünder und auch Martin Hufelschulte, gebürtiger Westönner und heute katholischer Pfarrer im Paderborner Stadtbezirk Neuenbeke.
Der Pilgerbegleiter und Wegeautor hatte das Beiern dort vor einigen Jahren wieder aufleben lassen. Sie beiern nicht abwechselnd, sondern miteinander – kein Wunder, die im 19. Jahrhundert erbaute Kirche verfügt über acht Glocken, laut Wikipedia handelt es sich um „eines der größten und wohlklingendsten Dorfkirchengeläute in der Soester Börde“. Damit kann man sogar „Süßer die Glocken nie klingen“ spielen. Man sieht, wie körperlich anstrengend das sein kann, wenn Hufelschulte die Glocken mit der linken Hand über ein Seil und mit der rechten über schwere hölzerne Hebel zum Schwingen bringt.
Premiere hatten beide Filme im Soester „Wir dachten, zur Premiere kommen vielleicht zehn Leute“, amüsiert sich Bönner, der den Saal im Petrushaus aber immerhin für vierzig Besucher bestuhlt hatte – und es kamen siebzig. Und die bekamen danach noch eine tatsächliche Live-Performance geboten, endend mit „Verleih uns Frieden gnädiglich“. Einige durften auch mit hinauf in den beengten Glockenstuhl.
Die Filme bleiben dauerhaftes Zeugnis der Fertigkeit der drei Beierer und sind auf dem Youtube-Kanal der Petri-Pauli-Gemeinde der Allgemeinheit frei zugänglich gemacht worden.
Link
www.youtube.com/@ev.st.petri-paulikirchenge2390

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