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Eine Vision von Gerechtigkeit

6.3.2025

Anlässlich des 60. Geburtstages der Johannes besuchte Horst Niemeier (Mitte) Lippstadt, mit auf dem Foto (von rechts): Superintendent Manuel Schilling, Diakonin Petra Haselhorst, Karl-Ludwig Höpker und Christoph Peters.
© 90. Geburtstag Pfarrer Horst Niemeier
Anlässlich des 60. Geburtstages der Johannes besuchte Horst Niemeier (Mitte) Lippstadt, mit auf dem Foto (von rechts): Superintendent Manuel Schilling, Diakonin Petra Haselhorst, Karl-Ludwig Höpker und Christoph Peters.

Von Pfarrer i. R. Christoph Peters

Lippstadt. Fast 20 Jahre war Horst Niemeier Pfarrer an der Johanneskirche in Lippstadt,  die längste Zeit bis 1995 im Duett mit Pfarrer Karl Ludwig Höpker, und weitere zwei Jahre mit Pfarrer Christoph Peters. Er hat seine Gemeinde geprägt – und arbeitet in seiner alten und neuen Heimat Bielefeld bis heute unermüdlich weiter an seiner Vision von Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung.

 

Horst Niemeier wurde am 19. März 1935 in Bielefeld geboren. Der Vater war selbständiger Taxiunternehmer; Tag und Nacht klingelte das Telefon - wie später im Pfarrhaus. 

 

Die Kindheit war geprägt von Krieg und Evakuierung, aber auch von Kindergottesdienst, später Jungschar, CVJM-Mitarbeit und Posaunenchor. Er wollte gerne Theologie studieren. Doch zunächst wurde er Industriekaufmann, weil sein Vater einen anderen Beruf deutlich und gleichzeitig authentisch vertritt wegen seiner Kriegserfahrungen und einer unsicheren Zukunft.

 

Horst Niemeier schätzte Lehre und Beruf als wichtige Erfahrung, holte später das Abitur nach und studierte Theologie. 1968 wurde er während seiner Zeit als Berufsschulpfarrer in der Paul-Gerhardt-Kirche in Bielefeld ordiniert. 1969 wurde er nach Eckardtsheim, wo er schon Vikar war, als Gemeinde- und Anstaltspfarrer gerufen und lernte, die Botschaft für behinderte Mitchristen zu elementarisieren. 

 

1978 übernahm er den Südosten von Lippstadt und wurde Synodalbeauftragter für Kindergottesdienst sowie Umweltfragen des Kirchenkreises Soest. Er modernisierte den Gottesdienst mit Elementen der Meditation oder Anspielen und bezog meditativen Tanz in besondere Gottesdienste ein.

 

Er beließ es niemals bei Verlautbarungen, sondern setzte den fairen Handel praktisch um. Als einer der ersten sammelte er - in Kooperation mit der katholischen Gemeinde - Altpapier in seiner Garage und erwirtschaftete dadurch im Laufe der Jahre gut 2000 Mark für Brot für die Welt, baute die erste Fotovoltaikanlage auf den Johanneskindergarten und prägte den Familiengottesdienst.

 

Die MÖWE (Mission, Ökumene, Weltverantwortung) war sein Herzensanliegen: er unterstützte den fairen Handel. 

Er wagte bereits 1992 angesichts des drohenden Krieges auf dem Balkan das Friedensgebet der Religionen. Er initiierte, organisierte und warb dafür angesichts kritischer Fragen konservativer Christen in Lippstadt. Die Aussöhnung zwischen Israel und Palästina ist bis heute sein Herzensanliegen: konsequent gegen keine Religion oder Nation, sondern für ein wirkliches versöhntes Miteinander auf Augenhöhe, von dem schon der Psalmist jubelt, dass „Friede und Gerechtigkeit sich küssen!“

Seine Frau Margaretha wirkte mit im Kindertreff und gründete den Seniorentanzkreis. Die Kinder Anke und Frank sind ebenso musikalisch und sangesfreudig wie er und wirken in Kindergottesdienst und Jugendarbeit mit.

 

Mehr und mehr gelangten meditative Elemente in seine Gottesdienste: der helle Talar als Ausdruck für Festlichkeit, die bunte Stola und weitere Ideen aus der Kirchentagsbewegung mussten erst das Presbyterium überzeugen. Auch heute noch ist er ein zäher und beharrlicher Verfolger seiner Ziele: „Ein NEIN ist kein NEIN, sondern noch kein JA, aber ich höre es schon leise kommen“, tröstete er stets, wenn die erste Runde im Presbyterium verloren ging – wie etwa bei der grundlegenden Reform der Konfirmandenarbeit. Zusammen mit seinen Nachfolgern begann er den Katechumenenunterricht schon im 3. Schuljahr und intensivierte die Kooperation mit den Grundschulen. Noch aus dem Ruhestand ermutigte er den Förderverein der Johanneskirche zum Bau des Kirchturmes.

 

Christoph Peters: „Ich bin meinem Vorgänger und Mitbruder außerordentlich dankbar und bewundere seinen gradlinigen Weg, der sich durch Rückschläge nicht entmutigen lässt, bis heute jeden Tag die Botschaft Jesu mit Herz und Hand weiterzutragen! Zum 90. Geburtstag wünsche ich ihm und seiner Familie auch im Namen der Evangelischen Kirchengemeinde Lippstadt alles erdenklich Gute und Gottes Segen.“