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Von der Kanzel in den Knast
20.3.2025
Pfarrerin Larissa Hachmann-Figgen wechselt in die Gefängnisseelsorge

Von Hans-Albert Limbrock
Neheim. Es wird eine Umstellung. Eine gewaltige Umstellung. Bisher war Pfarrerin Larissa Hachmann-Figgen es gewohnt, dass ihr überall die Türen offenstanden – egal, ob die von der Christuskirche, dem Gemeindehaus oder im Berufskolleg Neheim-Hüsten, wo sie zwei Jahre lang das Fach Religion unterrichtet hat. In Zukunft aber arbeitet sie meist hinter verschlossenen und verriegelten Türen, denn die bald 35-Jährige ist von der Kirchengemeinde Neheim in die Gefängnisseelsorge der Landeskirche gewechselt.
„Das ist natürlich ein großer Schritt“, weiß Hachmann-Figgen um die Schwere der Aufgabe. „Aber ich freue mich darauf, weil das meinen Anspruch von Seelsorge trifft und ich darin viele Möglichkeiten sehe.“ Gerade hat sie ihre letzte Unterrichtsstunde am Berufskolleg Berliner Platz gegeben. „Es hängt noch Trauer im Raum“, erklärt sie im Pressegespräch und ergänzt: „Die Schule wird für immer ein Herzensort für mich bleiben.“ Neuer Arbeitsplatz wird das Justizvollzugskrankenhaus in Fröndenberg, wo Inhaftierte aus ganz Nordrhein-Westfalen behandelt werden. Außerdem sind hier sechszehn verurteilte Frauen im offenen Vollzug mit ihren Kindern untergebracht. Ein weiteres Arbeitsfeld stellt die JVA Hamm dar.
„Es war gerade diese Vielseitigkeit und die Unterschiedlichkeit, die mich gereizt haben“, macht Larissa Hachmann-Figgen deutlich, warum sie sich nach der Zeit in einer Kirchengemeinde und im Schuldienst für diese anspruchsvolle Aufgabe beworben hat. Grundsätzlich wäre sie auch weiterhin gerne in Neheim in der Kirchengemeinde und im Schuldienst geblieben. Aber da die Bezirksregierung die Stelle am Berufskolleg nicht verlängern wollte und auch in der Kirchengemeinde, wo sie seit 2022 in einem verlängerten Probedienst tätig war, vorerst keine Vakanz entsteht, „musste ich mir etwas Neues suchen“.
Schon immer habe sie ein Faible für Seelsorge gehabt und dabei auch Grenzbereiche erlebt wie zum Beispiel im Kinderhospiz Bethel. „Ich habe grundsätzlich keine Berührungsängste, auch nicht mit schwierigen Themen. Ich denke, dass mir das bei meiner neuen Aufgabe, vor der ich großen Respekt und eine gewisse Demut habe, zugute kommen wird.“ Ein Gefängnis hat sie erstmals im vergangenen Sommer betreten, als sie sich für die Stelle beworben hat. „Natürlich macht das was mit einem Menschen, wenn man das erste Mal in ein Gefängnis kommt. Aber ich bin immer offen für neue Herausforderungen und habe gleich gespürt: Das ist eine Aufgabe, die mich reizt.“
Das hat auch ihr Mann Jan Hachmann, der in Oeventrop das gleichnamige Malergeschäft betreibt, so gesehen. „Er hat mich bestärkt. ,Mach das‘, hat er gesagt, ,Das ist genau das Richtige für Dich‘.“ Davon ist auch die junge Pfarrerin überzeugt, die bei ihrer künftigen Arbeit in erster Linie den jeweiligen Menschen und weniger deren Taten sehen will: „Natürlich darf man die Taten nicht völlig ausblenden. Das würde auch den Opfern nicht gerecht. Aber ich bin davon überzeugt, dass wir als Kirche dorthin schauen müssen, wo andere oft wegschauen. Das ist sicherlich auch in einem Gefängnis der Fall. Dort kann Seelsorge im 1:1-Verhältnis gelebt werden und auf diese intensive Aufgabe freue ich mich.“
Dass sie dabei auch mit Schicksalen konfrontiert wird, die aufwühlend sind und die sie auch nach Dienstschluss noch beschäftigen werden, ist ihr bewusst: „Das ist ja für mich als Pfarrerin grundsätzlich nichts Neues. Damit wird man ja immer wieder mal konfrontiert. Aber ich kann ganz gut abschalten, zum Beispiel beim Sport oder beim Musikhören. Vermutlich hilft auch die tägliche Autofahrt von einer knappen halben Stunde pro Weg, um runterzukommen. Und es gibt in Form von Supervision auch regelmäßig professionelle Begleitung.“
Eine spätere Rückkehr in eine Kirchengemeinde kann sich die Theologin durchaus vorstellen: „Der Weg ist sicherlich offen.“ Und so ganz wird sie ihre Zelte in Neheim ja ohnehin nicht abbrechen: „Es gibt noch Taufen und Hochzeiten, die ich in den nächsten Monaten machen werde. Ich bleibe der Kirchengemeinde und der gesamten Region in jedem Fall verbunden.“
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