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Schöne Schöpfung
15.11.2024
Oratorium von Haydn begeistert Besucher in Neu St. Thomae
Von Thomas Brüggestraße
Soest. Gewaltig. Schön. Immer wieder auch ein wenig schwer verständlich, aber ganz bestimmt ganz große Kunst, über bald zwei Stunden den gewollten Spannungsbogen gekonnt aufrecht zu erhalten: Wer sie erlebt hat, die Aufführung von Joseph Haydns Oratorium „Schöpfung" in der außer Dienst gestellten Kirche Neu Sankt Thomae, der wird nach zwei Stunden Programm dankbar ins Rest-Wochenende gegangen sein. Dankbar auch dafür, dass Neu Sankt Thomae als Konzertraum erhalten bleibt: Es klingt einfach schön in diesen alten Mauern.
Ausführende beim Oratorium waren der Chor des Städtischen Musikvereins, die Westfälische Kammerphilharmonie Gütersloh und als Solisten die Soesterin Cornelia Fisch (Sopran), Richard Resch (Tenor) und Rolf Scheider (Bass). Als musikalischer Leiter stand Michael Busch am Dirigentenpult — er leitet den städtischen Musikverein Soest seit 2002 und eben so lange gemeinsam mit Cornelia Fisch das Singkulturhaus „Alma Viva". Ein ausdrückliches Dankeschön steht auch im Programmheft: Bettina Casdorff und Angelika Ritt-Appelhans haben den großen Chor als Korrepetitorinnen maßgeblich unterstützt - so ein großes Werk muss wieder und wieder passagenweise einstudiert werden.
Worum ging es an diesem Abend? Um die Schöpfung — wie sie im Buche steht: Gott macht Licht in der Dunkelheit, und er schafft und schafft und schafft. Tag um Tag. Und er sieht, dass es gut geworden ist. Und ruht erschöpft aus am siebten Tag. Vom Urknall bis Adam und Eva war es ja auch ein weiter Weg. Vom Chaos zum Paradies also in drei Teilen: Chaos und Licht, Erde, Sterne, Wasser. Im zweiten Teil kreucht und fleucht es. In Teil drei sind die ersten Menschen im Paradies.
Haydn hat eine musikalische Erzählung daraus gemacht, Blitz, Donner, Rauschen und den Flügelschlag des Schmetterlings in Töne gefasst, den Lobgesang und Strahlen der himmlischen Chöre hinzugefügt und alles 1798 in Wien uraufgeführt: Drei Erzengel singen vom Schaffen, der Chor der Engel malt das Lob Gottes aus, und am Ende singen Adam und Eva im Duett: „Von Deiner Güt', o Herr und Gott, ist Erd' und Himmel voll. Die Welt, so groß, so wunderbar, ist Deiner Hände Werk." Der Chor lobpreist: „Gesegnet sei des Herren Macht, sein Lob erschall' in Ewigkeit." Dazu gehört geschickt geplante Orchestermusik, die auch Chor und Solisten ihren Raum gibt.
Zum Glück lagen reichlich Programmhefte aus mit dem Text, der gesungen wurde — schätzungsweise ab der Hälfte der Kirchenbänke hat man nicht immer alle klar verstehen können — ab und an malte das Orchester die Schöpfung auch einfach ein wenig zu kräftig aus. Die vielen Zuhörer in der proppenvollen Kirche verziehen das und belohnten die lange Aufführung mit ebenso langem wie kräftigem Applaus im Stehen.
Junge Menschen gehörten auch mit zum Gesamtprojekt: An den Wänden in Neu Sankt Thomae hingen Bilder von Schülern und Schülerinnen, die einem Aufruf vorab gefolgt waren, sich künstlerisch mit dem Thema „Schöpfung" auseinandersetzten. Mitgemacht haben das Aldegrevergymnasium, das Archigymnasium, das Conrad-von-Soest-Gymnasium, das Börde-Berufs-Kolleg, die Conrad-von-Ense-Schule, die Lippetalschule, die Malschule Soest und die Waldorfschule Soest.
Zum Konzert gehörte auch vorab die Aufführung von Lorenz Maierhofers "The Earth is my Mother, we must take care of her". Kraftvolle Ethno-Chormusik, inspiriert von einem Lied erster Bewohner Amerikas. Friedrich von Mansberg hatte dazu einen Text verfasst, der als Einführung im Programmheft abgedruckt war.
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