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Ein Altar vom Universalgenie

17.4.2025

In der Kirche Neu St. Thomä haben zwei Kükelhaus-Stücke ein neues, altes Zuhause

Große Freude herrschte bei Vertretern und Vertreterinnen der Emmaus-Gemeinde, des Kreiskunstvereins und der Kükelhaus-Gesellschaft, dass Altar und Kanzel nun wieder in Soest sind. Foto: Hans-Albert Limbrock
Große Freude herrschte bei Vertretern und Vertreterinnen der Emmaus-Gemeinde, des Kreiskunstvereins und der Kükelhaus-Gesellschaft, dass Altar und Kanzel nun wieder in Soest sind. Foto: Hans-Albert Limbrock

Von Hans-Albert Limbrock

 

Soest. Wie kaum ein anderer Künstler hat Hugo Kükelhaus in der Stadt Soest seine Spuren hinterlassen. Sichtbare Spuren. Nicht umsonst hat Literatur-Nobelpreisträger Heinrich Böll einst gesagt: "Soest? Das ist doch, wo der Kükelhaus lebt!" Und schließlich zeugt auch das nach ihm benannte Museum „Kükelhaus-Haus“ von seinem mannigfachen Wirken in der Hansestadt, die ihm drei Jahrzehnte seines Lebens zur Heimat geworden war. 

 

Aber nicht immer sind die Werke des künstlerischen und architektonischen Tausendsassas gleich auf den ersten Blick erkennbar. Das liegt auch daran, dass Kükelhaus es stets gerne schlicht gehalten hat. Der Kükelhaus-Altar etwa, der jetzt in die Kirche Neu St. Thomä zurückgekehrt ist, ist dafür ein recht profundes Beispiel; wirkt er doch auf den ersten, wie auch zweiten Blick eher wie ein simpler, grober Holztisch.

 

Der Kunsthistoriker Dr. Ulrich Althöfer hat das in seiner Expertise wie folgt beschrieben: „Altar und Kanzel kommen scheinbar schlicht daher, zumal es sich um mobile Stücke handelt. Sie sind handwerklich ausgesprochen solide gefertigt und sprechen 1957 durchaus eine etwas andere Sprache als viele ihrer ,Geschwister‘, die oft in pragmatischer Weise für die zahlreichen, auch kleinen, manchmal auch provisorischen Gottesdienstorte entstanden.“

 

Das Kirchengebäude und das benachbarte Predigerseminar waren während der massiven Bombardements auf Soest 1944 erheblich zerstört worden und wurden in den 50er Jahren sukzessive wiederaufgebaut und erneuert. Im Zuge dessen hat Kükelhaus offenbar den Auftrag zur Gestaltung von Altar und Kanzel erhalten und in der für ihn so typischen Weise umgesetzt. Dr. Althöfer: „Die seitlich auskragenden Stützen des Altars ragen wie Hände auf, die die Altarplatte halten bzw. emporheben.“

 

1975 hatte man für Altar und Kanzel in Soest offenbar keine Verwendung mehr, wohl aber in der damals neueingeweihten Lukas-Kirche in Lippstadt-Hörste. Nachdem diese im Januar 2024 entwidmet wurde, gelangten die beiden, aus massivem Eichenholz gefertigten Stücke wieder nach Soest.

 

Darüber herrscht bei der Kükelhaus-Gesellschaft und ihrem Vorsitzenden Jürgen Münch sowie beim Kreiskunstverein, der die Wandlung von Neu St. Thomä hin zu einer Kulturkirche eng begleitet und betreut, große Freude. Von den Entwürfen und Plänen gibt es sogar noch Original-Zeichnungen, die Stadtarchivar Dr. Norbert Wex zur (Wieder)Vorstellung des Altars mitgebracht hatte.

 

Für Jürgen Münch sind Altar und Kanzel weitere Beispiele für das Universalgenie Kükelhaus: „Hugo Kükelhaus war ein universaler Denker, der auf zentrale Probleme unserer Zeit aufmerksam gemacht hat, aber auch Wege aufzeigte, sie zu überwinden.“