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Wie hältst Du´s mit der Kirche?

23.1.2025

Pfarrkonferenz unter dem Stern der großen Auswertung der neuen, sechsten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung

Dr. Peter Böhlemann, Fachbereich Fortbildung (Gemeinsames Pastoralkolleg) und ist dort zuständig für das Handlungsfeld Gemeindeaufbau und -entwicklung. Promovierte über die Theologie des Lukas und war danach als Gemeindepfarrer tätig. Vortragstätigkeit und Veröffentlichungen zu Geistlicher Leitung, Kirchenentwicklung, neutestamentlicher Theologie, Pfarrbild und neuer geistlicher Musik. Foto: Ev. Kirche von Westfalen/www.ekd.de
Dr. Peter Böhlemann, Fachbereich Fortbildung (Gemeinsames Pastoralkolleg) und ist dort zuständig für das Handlungsfeld Gemeindeaufbau und -entwicklung. Promovierte über die Theologie des Lukas und war danach als Gemeindepfarrer tätig. Vortragstätigkeit und Veröffentlichungen zu Geistlicher Leitung, Kirchenentwicklung, neutestamentlicher Theologie, Pfarrbild und neuer geistlicher Musik. Foto: Ev. Kirche von Westfalen/www.ekd.de

Von Julie Riede

 

Kirchenkreis Soest-Arnsberg. Am 10. Dezember 2024 legte die Evangelische Kirche in Deutschland zentrale Ergebnisse der sechsten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU 6) vor. Erstmals wirkte die katholische Kirche bei dieser Untersuchung mit, vertreten durch die Deutsche Bischofskonferenz.

Der Titel „Wie hältst du’s mit der Kirche?“ markiert eine Veränderung, die in der Untersuchung deutlich geworden ist: Immer stärker bestimmen Menschen – auf der Grundlage individueller Sozialisation – ihr Verhältnis zur Kirche vorrangig selbst. Damit sind in der Untersuchung weitere Einsichten verbunden, auf die kirchliche Arbeit konstruktiv reagieren sollte: Nicht nur die Kirchenbindung geht deutlich zurück, sondern auch die Religiosität.

Die Kirchen stehen vor multiplen Krisen und sehen sich großen Reformerwartungen ausgesetzt. Katholische erwarten nichts anderes von ihrer Kirche als Evangelische, aber der Reformdruck auf die katholische Kirche ist größer.

 

Nicht den Anschluss an den kulturellen Wandel zu verlieren, für die jüngsten Generationen attraktiv zu bleiben und nicht nur gesellschaftlich gut etablierte Menschen anzusprechen, sind zentrale Herausforderungen. Die Kirchen spielen eine wichtige zivilgesellschaftliche Rolle und stärken die Demokratie. Die Untersuchung wurde durch einen wissenschaftlichen Beirat fachlich begleitet und durch Mitarbeiter im Sozialwissenschaftlichen Institut der EKD durchgeführt. Erhoben wurden die Daten durch das Meinungsforschungsinstitut Forsa sowie – was die kirchlichen Meldedaten angeht – den IT-Dienstleister für Kirche, Diakonie und Caritas (ECKD).

Die Koordination des Projekts lag beim Kirchenamt der EKD. Die Deutsche Bischofskonferenz, die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern, die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau sowie die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland haben diese Untersuchung in besonderer Weise gefördert.

 

Dr. Peter Böhlemann, Leiter des Institutes für Aus- Fort- und Weiterbildung in Villigst führte die Pfarrkonferenz durch das weitläufige Themenspektrum. Die Ergebnisse der Studie sind spannend. Herausgekommen ist zum Beispiel, dass über alle Konfessionen hinweg eine große Zustimmung zur ökumenischen Orientierung und Zusammenarbeit zwischen den Kirchen herrscht. Außerdem erwarten sowohl Kirchenmitglieder als auch Konfessionslose von der Kirche ein soziales Engagement, das über den Bereich des Religiösen hinausgeht.

Kirchliche und allgemeine Religiosität in Deutschland nehmen aber offenbar immer weiter ab. Es gebe keinen Hinweis darauf, dass ein Schwund kirchennaher Religiosität durch eine Zunahme kirchenferner Religiosität ausgeglichen werde, heißt es in der Studie. Eine hohe Religiosität würden sich nur 13 Prozent der Bevölkerung zuschreiben, bestätigte die neue Auswertung bereits bekannte Zahlen: Dabei handele es sich weit überwiegend um Kirchenmitglieder. Allerdings sei auch unter den Kirchenmitgliedern „die Nicht-Religiösen“ die häufigste Kategorie.

Weit häufiger als ein Glaube ohne Kirchenmitgliedschaft sei heute eine Mitgliedschaft ohne Glaube. Kirchenaustritte führten aus diesem Grund beinahe ausschließlich in die Konfessionslosigkeit hinein, ihnen folgten so gut wie keine Beitritte in andere Religionsgemeinschaften, besagt die Studie.

 

In der Pfarrkonferenz interessierte die Pfarrer vor allem, was die Menschen von Ihrer Kirche und erwarten – hier war eine wichtige Antwort der Befragten „Anerkennung Ihrer Schuld“ – aber auch die Religiosität und der Kirchgang standen im Fokus. Die Pfarrer:innen konnten die Ergebnisse der Studie weitestgehend bestätigen. Auch im eigenen Umfeld konnten sie beobachten, dass Religiosität und Vertrauen in die Kirche abnehmen, bzw. immer weniger eine Rolle spielen.

 

Böhlemann sagt in seinem Schlusswort: Die Akzeptanz, dass man zu einer Minderheitenkirche wird, müsse da sein, hier gebe es aber die Chance, dass man deutlich intensiver in dem kleiner gewordenen Kreis wirken könne und damit eine besonders enge Bindung bilden könne.