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Damit auch die kommenden Generationen in Freiheit leben können
31.1.2025

von Kathrin Koppe-Bäumer
Olsberg. Die Welt ist den Menschen anvertraut. Sie sollen sie bewahren. Was bedeutet das für die Menschen im Kirchenkreis Soest-Arnsberg in Vorbereitung auf die Bundestagswahlen im Februar? In der gut besuchten Martin-Luther-Kirche sprach Dr. Christof Bartsch, Bürgermeister der Stadt Brilon und SPD-Mitglied, sowie Dr. Peter Liese, EU-Abgeordneter des Hochsauerlandkreises und CDU-Mitglied, darüber. Pfarrer i. R. Rainer Müller moderierte das Gespräch. Ortspfarrer Burkhard Krieger brachte die Frage zusammen mit den Familien, die im Gottesdienst ihre Kinder taufen ließen. „Für diese Kinder fragen wir uns nach unserer Verantwortung für die Schöpfung. Denn sie sollen in Zukunft hier leben können.“
Auf diesen Aspekt hin bündelte Liese dann auch viele seiner Gesprächsbeiträge: Angesichts der Kriege in der Ukraine und Israel-Palästina, der Sorgen wegen Trumps Regierungsantritt und der wirtschaftlichen Stellung Chinas sei die drängende Frage nach dem Klima im aktuellen Wahlkampf zur Nebensache geworden. „Das Thema muss wieder nach vorne gerückt werden.“ Jede und jeder Einzelne müsse so handeln, dass die nachkommende Generationen in Freiheit leben können.
Bartsch stimmte dem zu und führte an, dass Politik, Wirtschaft und Gesellschaft die Grenzen des Wachstums stärker im Blick haben müssen. Freiheit ist für ihn ohne Verantwortung nicht denkbar.
Müller führte an, dass in der Bibel die Gier der Einzelnen der Verantwortung für andere entgegenstehe. Bartsch definierte Gier als Egoismus und Individualismus. Dagegen setzte er das Ziel selbstbestimmten und gelingenden Lebens. Dieses baue jedoch nicht nur auf wachsendem Wohlstand, sondern auf sozialer Verantwortung auf. Beispielhaft sind für ihn die mittelständischen Betriebe im Sauerland. Investoren zögen Gewinne nicht aus Eigennutz heraus, sondern ließen auch die Menschen in der Region davon profitieren lassen.
Gegen die Gier forderte Liese Regeln. Er berichtete von den europäischen Bemühungen um eine höhere Besteuerung des Flugbenzins. Es könne nicht sein, dass Kegelclubs aus dem Ruhrgebiet nach Teneriffa fliegen, weil das preisgünstiger ist als eine Wochenendfahrt ins Sauerland.
Außerdem forderte er: „Wir müssen Wirtschaftsformen entwickeln, die Erfolg ermöglichen, aber weniger Ressourcen verbrauchen.“
Beide Politiker haben die Hoffnung, dass die Politik die Nachhaltigkeitsziele der UN nicht vergesse. Für Liese spricht dafür die Haltung vieler europäischer Länder, die sich nach Trumps erster Abkehr vom Pariser Klimaabkommen, erst recht hinter die dort vereinbarten Zielen gestellt haben. Er erinnerte daran, dass Deutschland das Zieljahr für Klimaneutralität von 2050 auf 2045 vorgezogen habe.
Bartsch ist zuversichtlich, dass jede und jeder für das Gemeinwohl handeln kann. „Wir müssen Widerstand aushalten und merken, dass Zusammenkommen wichtiger ist als Individualismus.“ Noch gehe es uns gut. Die Zeit jetzt müssen wir nutzen, um zu handeln. Müller beschloss das Gespräch mit einem Satz des tschechischen Politikers und Autors Vaclav Havel: „Hoffnung ist eben nicht Optimismus, ist nicht Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat - ohne Rücksicht darauf, wie es ausgeht.“
Dass die Befragung zweier Politiker anstelle einer Predigt sinnvoll ist, zeigte das angeregte Gespräch der Gemeindeglieder nach dem Gottesdienst. Einige waren begeistert darüber, dass die beiden Politiker so fair miteinander gesprochen haben. So wünsche man sich politische Debatten.
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