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Historiker bringt Licht in unbeleuchtete Zeit
7.2.2025
Christian Peters veröffentlicht 1000-Seiten-Buch über Soester Luthertum

Von Klaus Bunte
Soest. Das Thema schon sehr speziell und das Buch reicht als Lesestoff für einen kompletten Winter, auch für Schnellleser. Der Kirchenhistoriker Prof. Dr. Christian Peters, Leiter des Instituts für Westfälische Kirchengeschichte an der Uni Münster sowie der Arbeitsstelle Münster zur Erforschung des Pietismus, selber einst Schüler am Soester Archigymnasium und Soest nach wie vor sehr verbunden, hat ein neues Werk vorgelegt: „Luthertum und Pietismus – Die Kirche von Soest und die neue Frömmigkeit (1650 – 1750)“, heißt das Buch, das mit seinem Umfang von 972 Seiten, einem Gewicht von 1,8 Kilo und einem Preis von 69 Euro ein noch größeres literarisches Schwergewicht unter den jüngsten Neuerscheinungen darstellt als zum Beispiel Angela Merkels Memoiren - kaum aber dessen Verkaufszahlen erreichen dürfte. Zwar deckt es einen größeren Zeitraum, rückt ebenfalls eine Person in den Mittelpunkt: Johann Nikolaus Sybel (1690 – 1759), Pfarrer der Soester Marktkirche St. Georgii, die 1823 dem Erdboden gleichgemacht und aus dessen Steinen am selben Ort danach das Gesellschaftshaus „Ressource“ erbaut wurde.
Das Jahrhundert, das Peters in seinem „Schinken“, wie er ihn selber nennt, abdeckt, sei eine Zeit der Soester Stadtgeschichte, „die bislang wenig beleuchtet wurde, wenn nicht gar gänzlich unterbelichtet blieb“, so Stadtarchivar Dr. Norbert Wex über das von der Historischen Kommission von Westfalen veröffentlichte Mammutwerk, das keinen „Häppchencharakter“ aufweise, sondern ein Grundlagenwerk sei, ein „Opus Magnus, das kaum zwischen zwei Buchdeckel passt“, pflichtet ihm Prof. Dr. Mechthild Black-Verdtrup als Vorsitzende der Kommission hinzu, und das, da ist sich Günter Kükenshöner als Vorsitzender des Vereins für Geschichte und Heimatpflege Soest sicher, den Lokalhistorikern sicherlich ein Anreiz sein werde, sich näher mit jener Epoche auseinanderzusetzen.
Das Werk habe sich, berichtet der Autor, von den ursprünglich geplanten 200 Seiten immer weiter entwickelt, „denn das Material war so umfangreich, das man darin ertrinken konnte“. So gliedere es sich in drei Teile, einen biografischen rund um seinen Protagonisten Johann Nikolaus Sybel, führt Peters aus, „einen großen Quellenteil sowie ein Verzeichnis der Druckschriften all jener Personen der Zeit, die vorwiegend lokal oder regional, also in Soest, der Börde, in Dortmund, der Grafschaft Mark sowie den angrenzenden Gebieten und befreundeten Städten agierten und in der Skizze und im Quellenteil eine qualifizierte Erwähnung finden. Das Ganze, und ich sage das ganz deutlich, lädt bewusst zum Lesen ein. Man kann eigentlich überall anfangen und wieder einsteigen und wieder neu beginnen und es entführt die, die sich darauf einlassen, in eine nicht nur ihnen so bisher völlig unzugängliche Welt.“
Das dürfte für die Katholiken in einem noch stärkeren Maße gelten als für evangelische Leser. Denn wie Peters auf die Frage eines Zuhörers antwortet, „das war keine Zeit der Ökumene“, beide Lager lebten komplett aneinander vorbei, und auch Sybel habe sich nie mit den Katholiken befasst.
Im Klappentext heißt es dazu: „Die kleine, bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts hinein weithin selbstständige lutherische Landeskirche der Stadt Soest und ihrer Börde hatte auch in der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg eine ausgesprochen spannende Geschichte.“ Zu deren Erforschung „wurden zahlreiche bislang unbeachtete Quellen herangezogen, insbesondere aus den Archiven der Franckeschen Stiftungen in Halle (Saale).
Im überraschend vertrauten Umgang miteinander kommt dabei fast alles zur Sprache, was das soziale, kulturelle und religiöse Leben dieser Jahre bestimmte. Hinzu kommen erstmals edierte Ordnungstexte der Soester Kirche und ein Schriftenverzeichnis ihrer Theologen, das die weiten und facettenreichen Netzwerke erkennen lässt. Eine Fülle ungedruckter, teils seltener Abbildungen zeigt, wovon in den Texten die Rede ist – und wie das alles im Leben der Menschen Gestalt gewann.“
Infos zum Buch
https://www.aschendorff-buchverlag.de/detailview?no=15147


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