Nachrichten
Nichts bleibt, wie es ist
15.11.2024
Kirchengemeinde Sundern stellt sich auf gravierende Veränderungen ein
Von Frank Albrecht
Sundern. Die Evangelische Kirchengemeinde Sundern muss sich künftig auf Veränderungen einstellen. Weniger neue Pfarrerinnen und Pfarrer aus dem Studium und nahezu zeitgleich die Pensionierung aktuell noch aktiver Geistlicher fordern im Kirchenkreis und darüber hinaus ein Umdenken. Im Rahmen eines Gottesdienstes mit anschließender Gemeindeversammlung in der Lukaskirche wurde jetzt die Gemeinde über die bevorstehenden Veränderungen informiert – auch über die ab Februar 2025 geplante Verlegung des Sonntagsgottesdienstes von 10.30 Uhr auf 11 Uhr.
Vor der Gemeindeversammlung waren die Mitglieder noch zu einem Abendmahl-Gottesdienst mit Pfarrerin Gaby Hirsch eingeladen. Sie begrüßte die Gemeinde mit der Frage „Sind wir weltfremd?“ und wies zugleich auch auf die sie persönlich betreffenden Veränderungen hin, die später noch besprochen werden sollten. „Pfarrerin Hirsch verlässt die Gemeinde in zwei Jahren – das ist traurig“, gab sie einen Ausblick auf eines der Themen nach dem Gottesdienst. Auf den konzentrierte sich die Gemeinde zunächst und hörte nach den Ankündigungen und dem Psalm 33 die Predigt von Pfarrerin Hirsch.
Darin erzählte Hirsch von einer Herberge am Ende der Welt und davon, wie dort drei Beduinen und eine Frau in ein Gespräch über Gott gekommen waren. Sie erfuhren von den Schilderungen eines Mannes, der über eine freundliche Begegnung mit Gott berichtete. Sie hörten, dass Gott ein Gott ist, der die Menschen anschaut. Und auch die Anwesenden in der Herberge tauschten ihre guten Erfahrungen mit Gott aus, der sich stets als wirklich freundlicher Gott gezeigt habe. Und auch noch Hundert Jahre später habe die Begegnung anderer Menschen mit Jesus die Eindrücke bestätigt und gezeigt, wie freundlich Gott nach so vielen Jahren immer noch ist.
„Im Jahre 2024 ist diese Lukaskirche so eine Herberge, wie eine von vielen auf der Welt“, beschrieb Pfarrerin Hirsch. Die Kirche sei ein Ort zum Ausruhen und ein Ort, an dem es Brot gebe. In der Lukaskirche könne man also immer noch erleben, wie freundlich und den Menschen zugewandt Gott ist. Die Herberge in Sundern lasse die Menschen spüren, dass sie ein Teil der Geschichte sind, so Gaby Hirsch. „Und irgendwie – liebe Gemeinde – kommt man doch immer wieder auf Gott“, sagte Pfarrerin Hirsch zum Ende, bei dem nach Gesängen und dem Applaus für die Organistin das Abendmahl gefeiert wurde.
In der sich anschließenden Gemeindeversammlung stimmten Pfarrer Martin Vogt und der Presbyteriumsvorsitzende Roland Harpeng die Gemeindemitglieder auf die bevor stehenden Veränderungen ein. Dazu fasste Harpeng die Hintergründe zusammen. „Wir erwarten weniger Nachwuchs bei den Pfarrerinnen und Pfarrern und zudem eine Veränderung der Aufteilung in den Gemeinden“, so der Presbyteriumsvorsitzende. Noch gelte, dass Gemeinden mit 3.000 Mitgliedern eine Pfarrerstelle zustehe, ab 2026 seien aber bereits 4.000 Mitglieder dafür erforderlich. Die Gemeinde Sundern mit aktuell 3.400 Mitgliedern werde dies spüren. In den Jahren 2025 und 2026 würden Pfarrer aus Meschede und Neheim in den Ruhestand gehen und die Stellen nicht neu besetzt.
„Der Kirchenkreis hat mit der Bildung von Regionen bereits reagiert“, so Harpeng, und generell würde auf eine stärkere Zusammenarbeit in der Region gesetzt. Die Zukunft könne somit bedeuten, dass es sonntags nur noch einen Gottesdienst in der Region gebe. Ab 2030 stünden zudem für fünf Gemeinden nur noch drei Pfarrerstellen zur Verfügung, erklärte Harpeng. „Für die Lukaskirche bedeutet dies, dass wir ab Februar 2025 den Predigtplan neu abstimmen und den Sonntagsgottesdienst auf 11 Uhr verschieben müssen“, sagte der Vorsitzende des Presbyteriums. Die Veränderungen werden ein Jahr lang mit ihren Auswirkungen auf den Gottesdienstbesuch getestet. Hintergrund sei, dass im kommenden Jahr ein Pfarrer sonntags zwei Gottesdienste halten werde. „Es geht generell darum, die Zusammenarbeit der Gemeinden auszubauen“, so Harpeng.
Die Gemeinde erfuhr auf der Versammlung ferner, dass die Veränderungen auch die Fusion von Kirchengemeinden bedeuten können. Bereits in zwei Gemeinden werden darüber schon gesprochen. Die Veränderungen in den Gemeinden und sinkende Kirchensteuern machten die Vorschläge schon fast alternativlos. Stimmen aus der Gemeinde zu den vorgestellten Veränderungen bezeichneten die geplante Verlegung des Gottesdienstes als kleinstes Übel. Sorgen machten sich einige Gemeindemitglieder aber über Auswirkungen auf die bislang guten Gottesdienstbesuche. Auch darüber, dass es Gottesdienste nur noch 14-tägig geben könne, wurde rege diskutiert. Robert Harpeng beruhigte die Anwesenden: „Unser Ziel ist, den wöchentlichen Gottesdienst zu erhalten.“ Zu welchen Veränderungen es langfristig kommen könne, müsse in der Gemeinde erstmal ausprobiert werden. „Wir haben den großen Vorteil, dass wir uns in einer Experimentierphase befinden“, stellte Pfarrer Vogt ergänzend klar.
In Sundern, so Vogt, wolle man das große Interesse an den Gottesdiensten würdigen. Noch im Jahr 2023 habe man im Durchschnitt 68 Besucher:innen gezählt und liege damit schon wieder auf dem Niveau vor Corona. Vogt macht deutlich, dass vor allem kleine Gemeinden von den Veränderungen berührt würden. So gebe es aus der Gemeinde Eslohe mit unter 1.000 Mitgliedern bereits eine Anfrage zur Zusammenarbeit mit Sundern. „Das Presbyterium will eine pfarramtliche Vereinigung mit Eslohe prüfen“, so Vogt, der dann in beiden Presbyterien Mitglied wäre. Ein Vorteil der Zusammenarbeit mit Eslohe könne aber in der großen Selbständigkeit der Gemeinde liegen. Dies zu erhalten, benötige sie einen Pfarrer oder eine Pfarrerin. Auch wenn Eslohe nicht im Kirchenkreis Soest-Arnsberg oder der Region 7 liege, sei die Zusammenarbeit möglich. „Wir wollen erst mal sehen, was in unserer Gemeinde möglich ist“, sagte Pfarrer Vogt, der sein Angebot zu Einzelgesprächen bezüglich der anstehenden Veränderungen bekräftigte.