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Liebt Eure Feinde

6.12.2024

Was Jazzmusik und die Bergpredigt miteinander zu schaffen haben

Marcus Rust und Christian Grosch spielten als „Duo Zia“ bei einem eher ungewöhnlichen Konzert in der Neheimer Christuskirche zu der selbst vorgetragenen Textauswahl aus der Bergpredigt.
Marcus Rust und Christian Grosch spielten als „Duo Zia“ bei einem eher ungewöhnlichen Konzert in der Neheimer Christuskirche zu der selbst vorgetragenen Textauswahl aus der Bergpredigt.

Von Frank Albrecht

 

Neheim. Es war kein Gottesdienst, aber auch kein reines Konzert, das Pfarrer Dr. Udo Arnoldi den Besucherinnen und Besuchern in der Neheimer Chirstuskirche vorstellte: Das „Duo Zia“ wurde zu seinem zweiten Auftritt im Neheimer Gotteshaus begrüßt. „Gäste schätzen dieses geistliche Konzert“, war Pfarrer Arnoldi überzeugt und kündigte den Auftritt der beiden Musiker als Veranstaltung in der Friedensdekade an. Das Besondere: Alte Worte aus der Bibel wurden musikalisch unterlegt – nahezu alle bekannten Textpassagen und Gleichnisse aus der „Bergpredigt“ prägten den wundervollen Abend, der zum „Sich-Darauf-Einlassen“ oder einfach Zuhören einlud. Die ausgewählten Texte aus der Bergpredigt boten damit alle Gelegenheiten, den Worten Jesu somit eine neue Wirkung zu geben.

 

Auf die kurze Vorrede des Hausherrn folgten schon die ersten Töne in der rot illuminierten Christuskirche – doch zu sehen gab es außer dem beleuchteten Altarraum zunächst nichts. Das „Dus Zia“ – Marcus Rust und Christian Grosch – spielten von der Orgelbühne im Rücken der Konzert-Besucher:innen herab. Orgel und Blasinstrumente gab es somit „nur“ zu hören, aber dank der hervorragenden Akustik der Christuskirche konnte das Duo seine Klänge und Melodien mühelos durch die ganze Kirche schweben lassen. Der auf bekanntes Liedgut aus dem Evangelischen Gesangbuch „trainierten“ Orgel wurde dabei in Sachen Tempo einiges abverlangt und buchstäblich alle Register gezogen. Gut für den Organisten und sein Instrument, dass sich schnelle Stücke und ruhige Passagen im musikalischen Vortrag stets abwechselten.

 

Schnell hatte sich das Publikum an die Reihenfolge im Konzert gewöhnt: Zunächst der Text aus der Bergpredigt, der mit gängigen Passagen stets Bekanntes aus der Textsammlung in Erinnerung holte und in die Gegenwart transformierte – dezent von der Orgel begleitet. Im Anschluss gab es dann den Einsatz der Blasinstrumente – gespielt von Trompeter Marcus Rust, der neben seiner Trompete noch an Flügelhorn und auch mal Cello gleichsam brillierte.

 

Im Zusammenspiel ergänzten sich beide Instrumente prächtig, und die bewusst gewählten Jazz-Melodien sorgten für Schwung und Stimmung, die die Gäste auf ihren Stühlen in Bewegung brachten. Bei nahezu allen Stücken gaben stets Flügelhorn oder Trompete buchstäblich den Ton an, während sich die Orgel in ruhiger Begleitung im Hintergrund hielt. Fans der Musikrichtung „Jazz“ durften sich beim Auftritt des „Duo Zia“ auf jeden Fall von den eher ungewöhnlichen Kombinationen der Instrumente überraschen lassen – Musik und ihre Kombination wurden während des gesamten Konzerts niemals eintönig.

 

„Aus den Augen leuchtet das Innere des Menschen“ oder „Auge um Auge…“ – die gewählten Texte mit Blick auf Frieden und Verständigung passten einfach zum versprochenen Konzert in der Friedensdekade. Der Text „Liebt Eure Feinde“ wurde dabei mal gesungen, das „Vater Unser“ von allen Anwesenden mit begleitender Orgelmusik gesprochen. Somit war das gewählte Format für die einen Konzertgäste Musik, für die anderen eher eine Lesung – und auch wer beides vollkommen auf sich wirken lassen konnte, kam beim „Duo Zia“ in Neheim auf jeden Fall auf seine Kosten. Apropos Kosten – freier Eintritt und eine erbetene Spende für das außergewöhnliche musikalische Projekt hatten allen den Besuch beim Konzert in der Veranstaltungsreihe der Evangelischen Kirchengemeinde Neheim ermöglicht.

 

Und tatsächlich erst zur ersten der beiden Zugaben, zeigten sich die Musiker des Duos auch persönlich ihrem Publikum und legten nach stürmischem Applaus musikalisch nach. Nach der ersten Zugabe entdeckten sie noch das Klavier in der Kirche und ließen sich weiter nicht aufhalten. „Wir werden noch eine Zugabe spielen – ob Sie wollen oder nicht!“, scherzte Organist Christian Grosch mit dem Publikum – und so bekamen alle Anwesenden zum Abschluss und zu ihrer Freude die Leidenschaft der beiden Musiker noch einmal quasi hautnah zu spüren. Mit stehenden Ovationen dankte das Publikum für den besonderen Abend, der im Anschluss am „Verkaufsstand“ in der Christuskirche für Gesprächsbedarf über Konzert, Musik und Projekte der beiden sorgte.

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