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Verschiedenheit auf dem Weg zur Einheit
9.1.2025
Eingliederung der Reformierten Gemeinde in die Petri-Pauli-Gemeinde auf gutem Weg
Von Hans-Albert Limbrock
Soest. Der Weg war vorgezeichnet. Schon seit geraumer Zeit. Intensiv haben Reformierte Gemeinde und Petri-Pauli-Gemeinde in den vergangenen Monaten, ja Jahren verhandelt, zum Teil auch gerungen, um den Weg zur Eingliederung zu beschreiten. Ein Weg, der alternativlos war und ist, denn von den einst 700 Menschen reformierten Glaubens, sind nur noch deutlich weniger als die Hälfte übrig (280 sind es aktuell noch). Deutlich zu wenig, um die alten Strukturen mit Pfarrer/Pfarrerin und eigener Kirche aufrecht zu halten. Wohl auch deshalb hat es im Vorfeld nur geringe Widerstände gegen diese „Vernunftehe“ gegeben.
Widerstände nicht, wohl aber Ängste und Sorgen, wie es denn nun nach der Eingliederung weitergehen könne? Das machte auch Pfarrerin Leona Holler, die in Nachfolge von Friedhard Fischer zuletzt die Reformierte Gemeinde geleitet und den Übergang so geräuschlos geebnet hat, im Gottesdienst zur Eingliederung deutlich. Und auch Pfarrer Dr. Christian Welck von der Petri-Pauli-Gemeinde sprach gleich zu Beginn von einem „besonderen Gottesdienst“ und von einem beiderseitigen Lernprozess, der gerade erst begonnen habe.
Gut gefüllt war die Petrikirche an diesem historischen Tag, wenngleich der sicherlich noch mehr Zuspruch verdient gehabt hätte; immerhin endeten damit fast 400 Jahre reformierten Glaubens in Soest. 1641 war die Gemeinde gegründet worden. Solch eine jahrhundertealte Tradition gibt man natürlich nicht mit einem Federstrich auf, deshalb ruhen die Hoffnungen der verbliebenen Reformierten Gläubigen aus Soest, aber auch aus dem Möhnetal, Lippetal oder Bad Sassendorf darauf, dass vieles, das ihnen wichtig ist, bewahrt bleiben wird. „Ich möchte mich in meinem reformierten Glauben auch in Zukunft wiederfinden und mich nicht verbiegen müssen“, formulierte es eine Gottesdienstbesucherin vermutlich stellvertretend für viele.
Dass Lutheraner und Reformierte gemeinsam Gottesdienst feiern wird in der Zukunft nun die Regel. Und das ist in dieser Form bisher einmalig innerhalb der Evangelischen Landeskirche. Immerhin vereinen sich zwei verschiedene Bekenntnisstände in einer Bekenntnisgemeinde. Wohl auch deshalb konnte Superintendent Dr. Manuel Schilling euphorisch formulieren: „Wohl getan Soest! Ihr macht das gut!“, lobte er. Vielerorts haben Gemeinden im Kirchenkreis diesen Weg des Zusammengehens noch vor sich und - so Schilling -„schauen nun voller Interesse nach Soest“. Es habe nicht wenige gegeben, die diesen Schritt den Soestern „nicht zugetraut“ gefürchtet, weil allzu verfestigte Traditionen dem vermeintlich im Wege gestanden hätten. Der Superintendent: „Aber Ihr seid beweglich, offen und auf einem guten Weg.“
Geduld, Offenheit und gegenseitiges Vertrauen
Dass der Weg das Ziel sei, das unterstrichen Dr. Welck und Leona Holler in ihrer bemerkenswerten Dialogpredigt. Verschiedenheit und Zusammengehörigkeit seien das Fundament, auf das es nun aufzubauen gelte. Der erste gemeinsame Gottesdienst sei dabei weder der erste noch letzte Schritt auf dem gemeinsamen Weg. Gemeinsam wolle man nun die Möglichkeiten entdecken, die Kirche in schwierigen Zeiten biete. Dabei seien Geduld, Offenheit und gegenseitiges Verständnis ganz wesentliche Grundtugenden.
Dass das in Zukunft nicht immer einfach werden würde, machte Pfarrerin Holler deutlich: „Ein Zurück in das Vertraute gibt es nicht mehr. Was war, wird nicht mehr sein.“ Und auch deshalb sei es wichtig den Blick voller Zuversicht nach vorn auszurichten: „Die Veränderungen in Gesellschaft und Kirche, das Immer-Wieder-Aufbrechen; es wird auch mit diese Tag nicht aufhören. Das Unterwegssein war schon immer das Kennzeichen christlicher Existenz. Es geht ja nicht um uns. Es geht darum, dass wir Menschen mitnehmen, dass wir Heimat schaffen, dass wir Evangelium leben.“
Mit Prof. Dr. Rolf Wischnath gehörte auch ein früherer Pfarrer der Reformierten Gemeinde (1980 bis 1986), zu den Gästen. Dass Lutheraner und Reformierte dereinst zusammengehen würde, das sei zu seiner Zeit undenkbar gewesen: „Wenn das jemand weißgesagt hätte, hätte man gesagt: Du bist nicht ganz bei Trost.“ Und er gab in seiner Ansprache beim Empfang nach dem Gottesdienst augenzwinkernd noch einen Rat mit auf den Weg: „Seid gut zu Pfarrerin Holler und dem reformierten Bereich. Sie hat nicht so breite Schultern wie die beiden Kerle (gemeint sind die Pfarrer Casdorff und Welck, Anm. der Redaktion).“