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Frieden fällt nicht vom Himmel

10.1.2025

 „Canteremo“ Vokalensemble brilliert in der Abtei Königsmünster

Vokalensemble „Canteremo“ zu stimmlichen Höchstleistungen beim jüngsten Konzert unter dem Motto „Suchet Frieden“. Fotos: Frank Albrecht
Vokalensemble „Canteremo“ zu stimmlichen Höchstleistungen beim jüngsten Konzert unter dem Motto „Suchet Frieden“. Fotos: Frank Albrecht

Von Frank Albrecht

 

Meschede. Der Aufführungsort stand wie kaum ein anderer für das Motto des Konzertes: „Suchet Frieden!“, gesungen vom Vokalensemble „Canteremo“ unter der künstlerischen Leitung von Kirchenmusikdirektor Gerd Weimar, war in der Kirche der Abtei Königsmünster Aufruf und Mahnung zugleich. Mehr als eine Stunde lang gab es hier für die vielen Gäste in der Kirche einen wahren Hörgenuss mit tiefgründigem Inhalt zu hören.

 

Schon mit der Moderation zum Einstieg in einen besonderen Konzertabend durch Pater Vincent aus der Abtei Königsmünster in Meschede, durften die Sängerinnen und Sänger sowie das Publikum vor vollem Haus einen außergewöhnlichen Musikabend erwarten. Besonders bemerkenswert: Diesen gab es bei freiem Eintritt, einem aufwändig gestalteten Programmheft und der Möglichkeit, das Ensemble zum Abschluss mit einer Spende zu unterstützen.

 

„Dies ist kein Konzert, sondern geistliche Abendmusik“, stimmte Pater Vincent die Gäste auf den Gesang ein, der von seinen Texten und Gedanken bereichert wurde. Und Lieder seien zudem auch Gebete zum Ausdruck des Glaubens der Menschen. Der Geistliche zeigte mit Fragen nach dem „Warum?“ von Krieg, Gewalt und Zerstörung am Beispiel des Gedenkens an die Reichspogromnacht vom 9. November gleich die inhaltliche Ausrichtung des Gesangs auf. Von Fragen nach dem Umgang mit Konflikten bis zu einer Mahnung für den Frieden reiche die Ausrichtung, so der Geistliche.

 

Gleich nach dem ersten Lied erklärte ein Sprecher des Vokalensembles, dass man sich in der Vorbereitung des Vortrags von der politischen Lage in der Welt habe prägen lassen. Frieden falle nicht vom Himmel, so der Sprecher, sondern man müsse stets etwas für den Frieden tun. Angesichts der unruhigen Zeiten munterte er das Publikum auf, von den vorgetragenen Liedern etwas mitzunehmen und kündigte eine Zeitreise durch vier Jahrhunderte an, die ebenfalls von der stetigen musikalischen Suche nach Frieden geprägt seien. Daher, so der Sprecher, seien viele der ausgewählten Stücke von den Schrecken der Kriege und den durch sie hervor gerufenen Folgen geprägt. Ganz bewusst, sollten die Lieder aber auch auf der Suche nach Frieden helfen und seien als Zusage Gottes zum Frieden zu verstehen.

 

Neun Lieder sangen die neunzehn Sängerinnen und Sänger des Vokalensembles aus dem auf allen Plätzen verteilten Programmheft, und „Canteremo“ eroberte gleich mit den ersten Tönen die volle Aufmerksamkeit des Publikums. Mal leise, fast zart, schwebte der Gesang durch die Abteikirche – mal kräftig füllten die Sängerinnen und Sänger unter der Leitung von Gerd Weimar den gesamten Raum aus. Ein wundervoller Nachhall in der Kirche sorgte dabei für Verstärkung und trug den Gesang von „Canteremo“ mühelos bis zu den hinteren Plätzen. Die Auswahl der Stücke – von Werken des Komponisten Heinrich Schütz aus dem 17. Jahrhundert bis zu Rudolf Mauersberger aus dem 20. Jahrhundert – bot dem Publikum in Meschede tief reichende Eindrücke in die über Jahrhunderte hinweg musikalisch formulierte Sehnsucht nach Frieden und Verständigung zwischen den Menschen.

 

Ihrem Vortrag noch mehr Wirkung und Nachhall in der Kirche zu verleihen, sorgte der immer wieder vorgenommene Positionswechsel der Gesangstimmen gleichsam einer gut einstudierten Choreografie für den perfekten Klang im Kirchenraum. Zu den eher traurigen und ernsten Stücken, bei denen „Canteremo“ durch Ruhe und Klarheit besonders überzeugen konnte, sorgten auch die frischen und lebensfrohen Werke für einen guten inhaltlichen, aber auch musikalischen Mix. Dabei scheuten die Sängerinnen und Sänger weder Texte in deutscher oder englischer Sprache und überzeugten ihr Publikum natürlich auch mit einer lateinischen Textur.

 

Mehr als 60 Minuten hörte das Publikum beeindruckt zu und wagte auch nicht, den Vortrag durch ihren drängenden Wunsch nach Applaus „zu stören“. Der entbrannte aber nach der „Motette für den Frieden“, die ebenfalls von Rudolph Mauersberger komponiert und mit Bibeltexten versehen worden war. Stehend und über Minuten hinweg brachten die Gästen des Konzerts ihre Begeisterung zum Ausdruck. Und so gab es schließlich von „Canteremo“ noch die eine Zugabe, mit der zum Ende alle auf den friedlichen Weg nach Hause geschickt wurden.

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